Evangelisch in Buchenbühl.

Jesus,

danke, dass ich mit Dir über ALLES reden kann. Auch über das, von dem ich weiß, dass es nicht richtig ist. Und dass Du es NICHT gut heißt! Ich weiß ja eigentlich ganz genau, was gut und richtig und was schlecht und falsch ist. Aber manchmal, da krieg ich etwas einfach nicht aus dem Kopf und dann gehen meine Gedanken spazieren und ich komm nicht los davon. Und am liebsten hätte ich dann einen guten Freund oder eine gute Freundin, um darüber zu reden und mich auszukotzen. Und kann es nicht. Entweder, weil gerade keiner da ist. Oder weil ich genau weiß, dass ich total daneben liege. Und wenn mir jemand das Gleiche erzählen würde, dann würde ich sofort sagen, dass das nicht in Ordnung ist. Und ich merke, dass ich es vor mir selbst nicht wirklich und vor anderen schon gar nicht zugeben mag, dass ich so denke. Und trotzdem quält es mich und ich kann an gar nichts anderes denken.

Wie gut, dass ich sogar darüber mit Dir reden kann. Und zwar ganz normal reden – ich muss nichts vorsichtig formulieren und hinter christlichen Phrasen verstecken. Ich kann mir einfach alles von der Seele quatschen, genauso, wie es mir gerade in den Sinn kommt.

Du verurteilst mich nicht – Du hörst mir zu. Du gibst keine Ratschläge und keine Sprüche von Dir – Du lässt mich einfach erst mal reden. Und das tut so gut!

Vor ein paar Tagen – Du weißt es ja – da ging mir mal wieder etwas gegen den Strich. Mann, wenn ich den erwischt hätte! Dem hätte ich ja gerne gesagt, was ich davon halte und außerdem, wie es besser wäre. Und dass ich echt wütend und traurig und enttäuscht war. Ach, und überhaupt! Wenn ich den erwischt hätte!

Ich habe ihn aber nicht erwischt. Ich habe nur mich bei meinen Gedanken erwischt. Und die habe ich nicht mehr aus dem Kopf gekriegt.

Bis Du mich erwischt hast – und Dich mit mir vor die Haustür gesetzt hast und mir zugehört hast und Dich nicht an meiner Ausdrucksweise gestört hast. Die war nicht Gottesdienst-Gebets-tauglich…

Aber Du warst da und hast es Dir angehört. Du hast die Situation nicht geändert. Aber Du hast meinen Kopf und mein Herz frei gemacht.

Danke, dass mir vor Dir nichts peinlich oder unangenehm sein muss.

Danke, dass Du mich „erwischt“ hast!

Amen